Führungsfrau mit Lederjacke
Eine Frau als potenzielle Kandidatin für eines der höchsten deutschen Ämter? Keine große Sache, will man meinen, haben wir doch immerhin schon 16 Jahre eine Frau als Bundeskanzlerin. Verfolgt man das mediale Echo nach der Bekanntmachung von Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin der Grünen, wird klar, dass immer noch Gesprächsbedarf besteht, wenn es um Frauen an der Spitze geht.
Doch was macht die Frau, die gerne Lederjacken trägt und eigentlich Journalistin werden wollte, so besonders?
Was können wir von ihr lernen?
Wie können Sie als Frau durchstarten? Und wie können Unternehmen ambitionierte Frauen fördern?
INHALTSVERZEICHNIS
Annalena Baerbock – Die Nase im Wind, der Fokus auf Politik
Kämpferisch, fokussiert, willensstark – Der Schlüssel zum Führungserfolg
Familie und Karriere – Wie der Drahtseilakt gelingt
Weibliche Führungskräfte in Deutschland – Allein auf weiter Flur
Corona und der Mini-Me-Effekt. Tun Sie das nicht!
Die Sache mit der Vielfalt. Sie haben die Wahl!
Führungsfrauen – Auch Mann profitiert
9 simple Tipps, wie Sie mit weiblichen Führungskräften Ihr Unternehmen auf die Überholspur bringen
Annalena Baerbock – Die Nase im Wind, der Fokus auf Politik
Regen auf der Haut, die Nase im kalten Wind. Tief ein- und ausatmen – so sieht für Annalena Baerbock der perfekte Start in ihren Arbeitstag aus. Fokussiert geht es dann mit der Bahn von Potsdam nach Berlin. Seitdem Annalena Baerbock gemeinsam mit Robert Habeck die Doppelspitze der Grünen bildet, sind ihre Tage durchgetaktet – Zeit für Spontanität bleibt da kaum.
Eigentlich hatte sie andere Pläne.
Aufgewachsen auf einem Bauernhof nahe Hannover wurde sie von ihren Eltern auf Anti-Atomkraft-Demos mitgenommen und kam im Trampolin-Leistungssport hoch hinaus.
Was die Berufswahl anging, schlug ihr Herz immer für den Journalismus. Kriegsjournalismus, um genau zu sein. Da es hierfür wichtig ist, auch innenpolitische Abläufe zu verstehen, absolvierte sie ein Praktikum im Europaparlament. Hier wurde ihr Interesse für die Politik entfacht. Sie studierte Politikwissenschaft und öffentliches Recht sowie im Anschluss Völkerrecht in London und fand im Jahr 2005 den Weg zu den Grünen.
Ihre Reise in den Bundestag begann im Jahr 2013 – als klimapolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Ein Höhepunkt ihrer Karriere folgte 2018: Gemeinsam mit Robert Habeck übernahm sie den Vorsitz der Grünen. Alle Blicke richteten sich damals auf den smarten Philosophen, der so kumpelhaft plaudern kann. Annalena Baerbock machte jedoch schnell klar, dass sie nicht einfach „die Frau an Roberts Seite“ sein wollte.
Sie wurde damals oft unterschätzt. „Das geht vielen Frauen so“, sagt sie. Doch genau dann entfalte sie ihre volle Stärke.
Anderen Frauen rät sie, sich nicht kleinzumachen, selbstbewusst zu sein und Kampfgeist zu zeigen.
Kämpferisch, fokussiert, willensstark – Der Schlüssel zum Führungserfolg
Betritt sie heute die politische Bühne, ist sie nicht mehr die Nebendarstellerin. Mut, Disziplin und Ehrgeiz habe sie aus ihrer Zeit als Leistungssportlerin mitgenommen. Kämpferisch, fokussiert und willensstark beschreibt Robert Habeck seine Mitstreiterin.
Ihr selbst ist es wichtig, die Empathie nie zu verlieren. Sie möchte die Menschen hinter den Geschichten und Problemen sehen. Mit dieser Mischung gelang es ihr, das politische Feld langsam, aber sicher von hinten aufzurollen.
„Wenn man selbst Dinge besser machen will, muss man selbst Ideen hervorbringen“
Inhaltlich besticht Annalena Baerbock vor allem durch Fachkenntnisse. Sie ist eine, die sich tief in Themen einarbeitet. Gute Vorbereitung ist ihr Schlüssel zum Erfolg. Als Klimaexpertin der Fraktion steht sie für einen frühzeitigen Kohleausstieg. Als Frau in der Politik setzt sie sich für eine stärkere Frauenquote in börsennotierten Unternehmen ein.
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Familie und Karriere – Ein Drahtseilakt
Die Rolle der Mutter kann sie dabei nie ganz ablegen. Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein Thema, dem sich vor allem Frauen in der Öffentlichkeit stellen müssen. Es ist eine Rolle, die Baerbock gerne einnimmt, sie aber auch an ihre Grenzen bringt.
Sie hat beschlossen, offensiv damit umzugehen, da nicht nur Frauen in der Politik, sondern in vielen anderen Berufsfeldern auch davon betroffen sind. Für Baerbock ist es nicht immer leicht, Familie und Parteivorsitz unter einen Hut zu bringen. Frauen diesen Drahtseilakt zu erleichtern, sei einer der Gründe, warum sie Politikerin geworden ist.
Weibliche Führungskräfte in Deutschland – Allein auf weiter Flur
Das Frau-Sein ist Baerbocks Alleinstellungsmerkmal im diesjährigen Kampf um die Kanzler*innenschaft – so geht es vielen weiblichen Führungskräften neben den traditionell eher männlichen Kollegen in den Führungsetagen.
Nur etwa jede 3. Führungskraft in deutschen Unternehmen ist weiblich. In Dax-Unternehmen machen Frauen nur 10,1 Prozent der Vorstände aus. Noch widerstandsfähiger gegenüber Frauen an der Spitze zeigen sich Familienunternehmen: Firmen, die zu 100 Prozent in familiärer Hand liegen, beschäftigen nur zu 4,8 Prozent weibliche Vorstände.
Dabei beweisen Frauen wie Vaude-Geschäftsführerin Antje von Dewitz schon lange, dass die erfolgreiche Führung von Familienunternehmen nicht nur Männersache bleiben muss.
Corona und der Mini-Me-Effekt. Tun Sie das nicht!
Die Corona-Pandemie scheint diese Muster noch zu verstetigen: Während andere westliche Länder immer mehr auf weibliche Vorstände setzen, entscheiden sich deutsche Unternehmen in Pandemie-Zeiten öfter für eine Verkleinerung der Vorstände und setzen dabei auf „Altbewährtes“ – das heißt insbesondere auf Männer.
Da Führungskräfte häufig vor allem die Talente fördern, die ihnen am ähnlichsten sind, geht ein großes Potenzial an Vielfalt verloren. Dabei geht es bei solchen Entscheidungen gar nicht so sehr um fachliche Kompetenz. Vielmehr stehen ähnliche Vorlieben im Vordergrund, die Leidenschaft für die gleiche Automarke oder den gleichen Fußball-Verein, die politische Haltung oder schlicht das gleiche Geschlecht. Genannt wird dieses Phänomen treffenderweise „Mini-Me-Effekt“. Hier sollten zukunftsbewusste Unternehmen gegensteuern, um nicht in alten Mustern steckenzubleiben.
Die Sache mit der Vielfalt. Sie haben die Wahl!
„Vielfalt ist ein Fakt, Inklusion hingegen eine Wahl.“, sagt Janina Kugel, erfolgreiche Managerin, Beraterin und Aufsichtsrätin. Eine Wahl, die immer noch zu selten getroffen wird. Die Selbstverpflichtung der Unternehmen zu mehr Vielfalt trage bisher kaum Früchte, bemängelt sie. Dabei wirken Frauen in Management-Positionen positiv auf Wirtschaftsleistung eines Unternehmens. Das belegen viele Studien.
Die Synergien heterogener Teams können sich auch positiv auf Ihr Unternehmen auswirken! Nicht nur auf die Belegschaft, sondern auch den wirtschaftlichen Erfolg. Frauen bringen neue Sichtweisen und Erfahrungen mit. Sie sollten den Input weiblicher Perspektiven für Ihr Unternehmen nicht unterschätzen, wenn Sie den Anforderungen unserer heterogenen Welt gerecht werden möchten.
Insbesondere wenn Ihre Zielgruppe weiblich ist oder zumindest Frauen einschließt, sind Frauen in Führungspositionen die richtige Wahl. Kundinnen bewerten Unternehmen und Marken besser, wenn Frauen repräsentativ in die Führung eingebunden werden.
Führungsfrauen – Auch Mann profitiert
Doch nicht nur Frauen profitieren von diesen veränderten Strukturen. Auch die Lebensrealität von Männern ändert sich zunehmend. Das stereotype Bild von Männlichkeit, Karriere und Familie gerät ins Wanken. Immer mehr Männer möchten mehr Zeit mit der Familie und weniger Druck am Arbeitsplatz. Moderne Denkweisen und Strukturen, beispielsweise in Form von flexibleren Arbeitsmodellen, wirken sich ebenso positiv auf ihre Lebenswelt aus.
9 simple Strategien, wie Sie mit weiblichen Führungskräften Ihr Unternehmen auf die Überholspur bringen
Frauen steigern den wirtschaftlichen Erfolg Ihres Unternehmens, bringen frischen Wind und machen Ihr Unternehmen anziehend für Kund*innen sowie weibliche Nachwuchstalente. Grund genug, Frauen gezielt anzusprechen, zu fördern und die richtigen Weichen für weibliche Führungskräfte zu stellen.
1. Machen Sie es wie Baerbock: Arbeiten Sie gründlich!
Chancengerechtigkeit kann nur erfolgreich sein, wenn Sie tief in den Köpfen der Menschen verankert ist. Erarbeiten Sie ein kluge Strategie, priorisieren Sie die wichtigsten Themen und legen Sie einen konkreten Zeitplan fest.
Machen Sie Chancengerechtigkeit zum Querschnittsthema in allen betrieblichen Bereichen, Ebenen und Handlungsfeldern. Zeigen Sie als Unternehmer*in offen und unmissverständlich, dass Führungsqualität nichts mit dem Geschlecht zu tun hat. Damit Vielfalt in Ihrem Unternehmen Tag für Tag gelebter Alltag wird.
2. Philosophy is key!
Klug zusammengesetzte heterogene Teams sind außerordentlich erfolgreich. Mit der grünen Doppelspitze aus Mann und Frau haben sich die Grünen nach ganz vorne gearbeitet. Sorgen Sie auch in Ihrem Unternehmen für eine kluge und ausgewogene Mischung in Teams. Setzen Sie betriebseigene Ziele zur Stärkung von Frauen in Schlüsselpositionen. Gehen Sie eine Selbstverpflichtung ein und verankern Sie Chancengleichheit in Ihrer Unternehmensphilosophie.
3. Seien Sie flexibel
Familie ist Frauensache? Keinesfalls! Machen Sie Annalena Baerbocks Thema zu Ihrem Thema und sorgen Sie für flexible, familienfreundliche Arbeitszeitmodelle für alle. Fördern Sie (auch nach Corona) mobiles und zeitflexibles Arbeiten, bieten Sie Auszeiten und verkürzte Vollzeit an und setzen Sie auf „Führen in Teilzeit“. Damit Männer und Frauen sich die Kinderzeit teilen können.
4. Lohnungleichheit? Ein Fehler von gestern!
Noch immer beträgt der Gender Pay Gap, der bereinigte Gehaltsunterschied von Männern und Frauen, 18%. Deutschland belegt damit einen traurigen Spitzenplatz.
Machen Sie es anders, ziehen Sie mit den Grünen auf die Überholspur und sorgen Sie für echte Lohngerechtigkeit. Nur so gewinnen Sie dauerhaft leistungsstarke Frauen für Ihr Unternehmen.
5. Nutzen Sie Generationswechsel. Gehen Sie mit Frauen in Führung!
Ein Generationswechsel in Ihrem Unternehmen schafft freie Stellen. Eine Chance für mehr Frauen in Führungspositionen. Halten Sie es mit Janina Kugel, besetzen Sie Führungsstellen gezielt mit Frauen und sorgen Sie auch im Management für ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis.
6. Erkennen Sie die Power Ihrer Führungskräfte
Ihre Führungskräfte repräsentieren Ihr Unternehmen. Sie tragen Ihre Unternehmensphilosophie als Multiplikator*innen nach innen und außen. Sensibilisieren Sie Ihre Führungskräfte, alte Pfade (und Seilschaften) zu verlassen und stattdessen Chancengerechtigkeit zu leben.
7. Employer Branding – Zeigen Sie sich als attraktiver Arbeitgeber für Führungsfrauen
Annalena Baerbock zeigt es. Frauen führen klug, empathisch, leidenschaftlich in der Sache und außerordentlich erfolgreich. Lassen Sie dieses Potenzial nicht liegen. Nutzen Sie Ihre Öffentlichkeitsarbeit, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu zeigen – insbesondere für Frauen mit Führungsambitionen. Sprechen Sie diese durch gezielte Kommunikationsmaßnahmen an, um ihnen spannende Jobs mit echten Entwicklungsperspektiven zu zeigen.
8. Frauen wollen führen. Lassen Sie sie auch!
Nicht jede und jeder wird als Führungspersönlichkeit geboren und ist mit dem Kampfgeist von Annalena Baerbock ausgestattet. Aber! Nutzen Sie alle Möglichkeiten, um Führungwillen und Führungskompetenz von Frauen frühzeitig zu erkennen. Binden Sie auch gezielt ihre Führungskräfte ein, um talentierte Mitarbeiter*innen von Anfang an zu erkennen und zu fördern.
9. Schaffen Sie Chancengleichheit im Bewerbungsprozess
Beim Match um die grüne Kanzlerkandidatur ist Annalena Baerbock an die Spitze getreten. Lassen auch Sie öfter Frauen an die Spitze! Ermutigen Sie in Ihren Ausschreibungen mit gezielter Wortwahl und gendergerechter Sprache Frauen, sich auf Führungsstellen bei Ihnen zu bewerben.
→TIPP: Achten Sie bei Auswahlgesprächen auf eine diverse Besetzung der Auswahlteams. Ein wirksames Mittel gegen den Mini-Me-Effekt. Damit leistungsstarke Frauen nicht an Ihrem Unternehmen vorbeiziehen.
Frauen in Führungspositionen sind auf dem Vormarsch. Doch es ist viel Luft nach oben. Es braucht Strukturen, die ambitionierte Frauen fördern und Chancengerechtigkeit in Politik und Wirtschaft schaffen. Nutzen Sie das Potenzial weiblicher Fachkräfte in Ihrem Unternehmen – Annalena Baerbock, Janina Kugel, Antje von Dewitz und viele weitere machen vor, dass es sich lohnt!
Aller Anfang ist fair.
Ihre Katharina Bertulat
P.S. Wie halten Sie es in Ihrem Unternehmen? Wie rekrutieren Sie qualifizierte Führungsfrauen für Jobs im Management? Schreiben Sie mir, ich freue mich.
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Hier schreibt Katharina Bertulat. Sie berät und unterstützt Menschen und Teams in Familienunternehmen mit einer fairen Unternehmenskultur. Junge Teams in Aufbruchstimmung. Teams in stürmischen Zeiten. Und Teams, wenn plötzlich alles anders ist.
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